Thekla Wilkening ist Autorin, Aktivistin und Visionärin für Kreislaufwirtschaft. Sie gründete mit 25 die „Kleiderei“, das erste deutsche Verleihsystem für Kleidung. 2021 veröffentlichte sie mit Robin Haring das Buch „Das Bio-Pizza Dilemma: Der überraschende Wegweiser zu mehr Nachhaltigkeit“ im Redline Verlag.
Was ist der Antrieb für deine aktivistische Arbeit in der Fairfashion Branche?
Ich liebe Mode! Aber zu wissen, dass damit so viel Ausbeutung an Mensch und Umwelt verbunden ist, hat mir die Freude daran verdorben. Ich bin dann auf Secondhand umgestiegen und habe Kleiderei mit meiner Jungendfreundin Pola Fendel gegründet. Beides super Lösungen, aber es hat sich immer ein bisschen angefühlt, wie eine Parallelwelt. Dafür ist das wahre Problem, die Masse an konventionell produzierter Kleidung einfach zu riesig. Wir müssen beides gleichzeitig angehen: alternative Geschäftsideen implementieren aber auch Druck auf die konventionelle Industrie ausüben und zeigen, dass es anders möglich ist.
Hast du beim Schreiben deines Buches etwas über dich selbst gelernt?
In erster Linie, wie erschreckend konform mein Tages-Ich „denkt“. Ich habe oft versucht, tagsüber zu schreiben, aber viele Gedanken wurden direkt eingefangen von vorherrschenden Normen und Werten, darüber was möglich ist, was skalierbar und was quasi eh utopisch. Letztendlich habe ich das Buch dann nachts geschrieben, da war diese Stimme stiller und ich ließ mir selbst mehr Raum, von der Welt zu schreiben, in der ich gerne leben möchte.
Ich schätze, so geht es vielen von uns. Sehr viele Denkmuster und Glaubenssätze sind in unseren Köpfen fest verankert. Vieles fühlt sich richtig an, einfach weil es sich so etabliert hat – der Status Quo Bias. Aber was, wenn es gar nicht mehr in die Zeit passt – oder eh nur eine Überlebensstrategie war? Wir leben in der sichersten Welt aller Zeiten, wir können uns loslösen, diese Freiräume auch nutzen und die Gesellschaft in der wir leben wollen, selbst gestalten.
Was ist dein Top-Tip für einen nachhaltigeren Kleiderschrank, der leicht umzusetzen ist?
Ich glaube an den hybriden Kleiderschrank: eine Kombination aus Secondhand, geliehenen Stücken und neuen, fair produzierten It-Pieces. So bleibt es bezahlbar, ist individuell und Trends können trotzdem mitgemacht werden.
Abschließend unsere Lieblingsfrage, die wir immer stellen:
What do you add to your life to make it better?
Modisch bin ich der festen Überzeugung: Always wear sensible shoes. Wir sollten Menschen natürlich immer zuerst in die Augen schauen. Aber dann als zweites, lohnt sich immer ein Blick auf die Schuhe. Schuhe sorgen für festen Stand oder Leichtigkeit – je nachdem, wonach uns gerade ist. Und sie formen unsere Haltung. Und Haltung ist, da bin ich mir sicher, das allerwichtigste, was das Leben, vielleicht nicht leichter, aber besser macht.
Danke dir für das Gespräch und die Inspirationen, liebe Thekla.
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