Julia & Steffi Gerner aus Heidelberg stellen ihren unisex Schmuck unter dem Label FREMDFORMAT seit 2014 ausschließlich aus re- und upgecycelten Rohstoffen her. Die lokale und nachhaltige Produktion, das Wiederverwenden von bereits Gebrauchtem, und die bewusste und umweltschonende Nutzung von Ressourcen stehen bei FREMDFORMAT im Mittelpunkt der Arbeit.
Wie kam es dazu, dass du FREMDFORMAT gegründet hast?
Ich hatte schon als Kind eine Faszination für Schmuck und wusste auch schon immer, ich will Goldschmiedin werden. Leider habe ich damals keinen Ausbildungsplatz bekommen und erst mal einen ganz anderen beruflichen Weg eingeschlagen. Ich habe aber immer hobby-mäßig Schmuck gemacht. Als ich meine Frau kennenlernte, war ich das erste Mal auf einem Designmarkt und habe dort meine ersten Entwürfe verkauft. Steffi hat dort ihre Kunst bereits unter dem Namen „fremdformat“ verkauft und ich in einer kleinen Ecke des Tischs meinen Schmuck. Wir haben den Schmuck dann langsam immer weiter ausgebaut und sind immer öfter auf Designmärkte gefahren, um diesen zu verkaufen.
2014 wurde unser Onlineshop gelauncht, da wir viel positives Feedback bekommen haben und haben darauf auch das erste Mal an einer B2B-Messe teil genommen, um unseren Schmuck über andere Retailer zu verkaufen. Das war der berühmte Change, denn seit dem sind wir sehr gewachsen und haben uns professionalisiert. Seit 2016 bin ich (Julia) Vollzeit selbstständig für fremdformat. 2019 haben wir dann das Studio mit Showroom und Verkauf in der Heidelberger Innenstadt eröffnet. Wir hatten zuvor schon ca. drei Jahre nach der passenden Immobilie gesucht und sind jetzt sehr happy, dass das Studio so gut von den Heidelberger*innen angenommen wird.
Was fasziniert euch an den Materialien, die ihr verwendet?
Wir lieben Messing! Es hat so eine schöne Farbe und man kann es ganz wunderbar zum Schmuckmachen verwenden. Das wird übrigens auch schon seit der Antike gemacht. Zudem ermöglicht es uns, nachhaltigen und fair hergestellten Schmuck zu einem günstigen Preis zu verkaufen. Allerdings muss man das Material immer gut erklären, z.B., dass man es immer wieder aufpolieren kann. Mittlerweile arbeiten wir auch mit Silber und Gold, das war ein Lernprozess, denn schließlich sind wir beide Quereinsteigerinnen. Aber mit Durchhaltevermögen und Interesse kann man viel schaffen.
Wo findest du Inspiration für deine Arbeit?
Am meisten inspirieren mich die Metalle an sich. Wie sieht es aus, wie fühlt es sich an? Wir haben beide einen sehr minimalistischen Geschmack, das schlägt sich natürlich auch auf unsere Entwürfe nieder. Die Mode inspiriert mich auch, wobei ich dann natürlich immer schauen muss, wie schaffe ich das in nachhaltig? Ich möchte mit neuen Stücken immer die „älteren“ sinnvoll ergänzen, da wir nicht klassisch in Kollektionen arbeiten, sondern unsere Kollektion stetig erweitern. Klar fliegt auch mal das ein oder andere Teil raus, weil sich der Geschmack über die Jahre ändert. Aber man kann bei uns einfach alles miteinander kombineren. Ich möchte es bei meinen Alltagsklamotten so einfach wie möglich haben: am besten alles miteinander kombineren können ohne groß nachdenken zu müssen. Beim Schmuck halte ich genauso. Wir designen Schmuck, der sich ganz einfach in deinen Alltag integrieren lässt und der sich am besten gleich so anfühlt, als wäre er schon immer da gewesen.
Abschließend unsere Lieblingsfrage, die wir immer stellen:
What do you add to your life to make it better?
Aktuell finde ich es sehr schade auf kleine schöne Events verzichten zu müssen, da man jetzt wieder Kontakte einschränken muß usw. Wenn wir nicht gerade in der vierten Corona Welle stecken würden, würde ich sagen, ich gehe mal wieder auf eine queere Party und tanze die Nacht durch. Generell ist uns die queere Community sehr wichtig und bereichert uns mit ihrer Vielfalt. Ich bin aber auch ein absoluter Genussmensch und kann mich über ein schönes Essen genauso freuen, das ist momentan mein Highlight des Tages :-)
Liebe Steffi, vielen Dank für das Gespräch!
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